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Todesfall in den USA Teenager starb an Herzstillstand nach Mutprobe mit extrem scharfen Chips

Die »Hot-Chip-Challenge« hatte in Deutschland zu Krankenhausfällen geführt – in den USA starb ein junger Mann. Eine Untersuchung zeigt nun: Sein Herz war dem Snack nicht gewachsen.
Chips mit hohem Capsaicin-Gehalt (in Boston, im September 2023)

Chips mit hohem Capsaicin-Gehalt (in Boston, im September 2023)

Foto: Steve LeBlanc / AP

Immer wieder landeten junge Menschen im vergangenen Herbst beim Arzt oder gar im Krankenhaus – als Folge einer TikTok-Mutprobe. Sie hatten übermäßig scharfe Chips gegessen und sich dabei gefilmt. In einem Fall in den USA führte der Verzehr sogar zum Tod eines 14-Jährigen.

Laut dem am Donnerstag veröffentlichten Autopsiebericht starb der Junge aus Worcester im Bundesstaat Massachusetts an einem Herzstillstand infolge des Konsums »einer Lebensmittelsubstanz mit einer hohen Konzentration von Capsaicin«. Dabei handelt es sich um einen scharfen Stoff, der etwa in Chili, Paprika und Peperoni vorkommt.

Der Jugendliche war Lokalmedien zufolge bereits Anfang September gestorben. Wenige Tage nach seinem Tod nahm der Hersteller des superscharfen Chips das Produkt vom Markt. Der Chip enthält Carolina Reaper, eine der schärfsten Chilisorten der Welt.

Verkauft wurden die Chips in Packungen, die jeweils nur ein Exemplar enthielten. Das Produkt war als »One Chip Challenge« (Mutprobe mit einem Chip) bezeichnet. Die »One Chip Challenge« wurde zu einem Trend unter Jugendlichen in den Onlinenetzwerken.

Die Verpackung des Chips zeigte einen roten Totenkopf in Flammen. Auf der Rückseite wurde gewarnt, dass der Chip »außerhalb des Zugriffs von Kindern« aufbewahrt werden solle.

Der 14-Jährige litt dem Autopsiebericht zufolge an einem angeborenen Herzdefekt und einer krankhaften Vergrößerung des Herzens. Seine Herzprobleme könnten demnach zu seinem Tod beigetragen haben.

Die Mutter des toten 14-Jährigen erzählte der »New York Times«,  die Schule habe sie gebeten, ihren Sohn abzuholen, da es ihm schlecht gehe. Als sie ankam, habe er sich den Bauch gehalten und ihr die Packung des Chips gezeigt. Zu Hause sei er ohnmächtig geworden und im Krankenhaus gestorben. Er habe keinerlei gesundheitliche Probleme gehabt, sagte die Mutter damals.

Die Polizei teilte mit, der Junge sei bei ihrem Eintreffen im Haus der Familie nicht ansprechbar gewesen und habe nicht geatmet.

Zu viel Capsaicin überfordert den Körper

Capsaicin erregt bestimmte Schmerzrezeptoren, die unter anderem für die Wahrnehmung von Wärmereizen bedeutsam sind. Schärfe ist also gar kein Geschmack im eigentlichen Sinne, sondern die Wahrnehmung eines Schmerzreizes. Die Folgen: ein je nach Dosis mehr oder weniger schmerzhaftes Brennen an Haut und Schleimhäuten. Außerdem erweitern sich die Gefäße an den betreffenden Stellen, und das Gewebe wird verstärkt durchblutet.

Wenn eine größere Menge Capsaicin aufgenommen wird, kommt es zu extrem schmerzhaften Reizungen der Schleimhäute – die Nase läuft, die Augen tränen. Durch die starke Erweiterung der Gefäße und heftige Schmerzen können zudem Schwankungen des Blutdrucks und erhebliche Kreislaufprobleme auftreten. Der TV-Moderator Stefan Mross etwa erlitt nach der Verkostung einer extrascharfen Currywurst im Jahr 2014 vor laufender Kamera einen Schwächeanfall und musste ins Krankenhaus eingeliefert werden.

Es drohen Magen- und Darmprobleme wie Übelkeit, Erbrechen, Bauchschmerzen und Durchfall. Manche Teilnehmer von Schärfe-Wettessen müssen notärztlich versorgt werden.

Anmerkung der Redaktion: In einer früheren Version war an einer Stelle die Rede davon, dass sich der Fall in Texas abgespielt habe. Tatsächlich starb der Teenager in Massachusetts. Wir haben die Stelle korrigiert.

jok/AFP