Stromproduktion gedrosselt :
Kraftwerke wegen Hitze vor Abschaltung?

Von Brigitte Koch, Düsseldorf
Lesezeit: 2 Min.
Das RWE-Kraftwerk in Hamm hat einen Schienenanschluss. Da die Flüsse so wenig Wasser führen, kann nur noch weniger Kohle per Schiff geliefert werden.
Von wegen kühles Nass: Weil die Hitzewelle die Flüsse in Deutschland zu warm werden lässt, haben viele Stromproduzenten Probleme, ihre Kraftwerke zu kühlen. Die ersten Anlagen mussten schon gedrosselt werden.

Die andauernde Hitze in Deutschland zwingt erste Kraftwerke in Deutschland, ihre Leistung zu drosseln. Der Grund: Wegen des bereits stark aufgewärmten Flusswassers dürfen die Kraftwerke nicht mehr die üblichen Kühlwassermengen einleiten. Der Essener Kraftwerksbetreiber Steag hat etwa die Leistung seines Steinkohlekraftwerks in Bergkamen im Ruhrgebiet heruntergefahren, wie ein Unternehmenssprecher am Donnerstag in Essen sagte.

Die Außentemperaturen seien so hoch, dass die Anlage nicht mehr ausreichend gekühlt werden könne. Die Leistung des Kraftwerks wurde zunächst um 150 Megawatt verringert, für Freitag hat Steag eine Reduzierung von 200 Megawatt an die Strombörse EEX gemeldet. Auch beim Uniper-Kraftwerk in Wilhelmshaven wurde nach Informationen aus Marktkreisen die Leistung hitzebedingt gedrosselt.

Wie zuerst die „Welt“ berichtet hatte, ist auch ein Block des Rheinhafen-Dampfkraftwerks in Karlsruhe des Energiekonzerns EnBW betroffen. Er musste demnach seine seine Leistung um 140 Megawatt drosseln. Umweltauflagen schrieben vor, dass der Fluss durch die Einleitung genutzten Kühlwassers nicht über einen bestimmten Wert hinaus erwärmt werden darf.

Atomkraftwerke noch ohne Einschränkungen

Von den deutschen Atomkraftwerken gab es bisher noch keine Einschränkungen. Deutschlands größter Energieproduzent RWE gab am Donnerstag auf Anfrage Entwarnung. Das Kernkraftwerk in Lingen verfüge über eigene Speicherbecken, sagte ein Sprecher. Das an der Donau liegende Kernkraftwerk Gundremmingen habe insofern keine Probleme, als der Fluss dank seiner Zuflüsse aus den Bergen weniger aufgewärmt sei. Bei den Braunkohlenkraftwerken des Konzern erfolge die Kühlung der Anlagen ohnehin über eigenes Grubenwasser, so dass diese Kraftwerke auch bei möglichen Engpässen zur Stütze würden.

Eine Besonderheit meldet der Essener Konzern für sein Großkraftwerk in Hamm am Fluss Lippe, wo nicht die Temperatur, sondern die niedrigen Wasserstände das Problem sind. Sie behindern das Anlanden der Kohleschiffe. Die Produktion sei nicht beeinträchtigt, sagte ein Sprecher. Das Großkraftwerk, das 3,2 Millionen Menschen mit Strom versorgt, wird vorrangig über den Datteln-Hamm-Kanal beliefert. Es hat aber auch einen Anschluss an das Schienennetz.

Lang anhaltende Hitzeperioden stellen die Stromversorger immer wieder vor große Herausforderungen. Im Jahrhundertsommer 2003 hatte vor allem das stark auf Atomkraft setzende Nachbarland Frankreich wegen der Erwärmung der Flüsse erhebliche Kühlwasserprobleme. Es kam damals zu Verknappungen im Stromangebot.