Sachspenden, Deutschunterricht, Hilfe bei Behördengängen: Zwei Drittel (66 Prozent) der Deutschen können sich laut einer Umfrage vorstellen, Asylbewerber hierzulande persönlich zu unterstützen. Zudem geht gut ein Drittel der Bevölkerung (34 Prozent) davon aus, dass Deutschland von der Arbeitskraft der Hilfesuchenden profitieren könne. Das ist das Ergebnis einer Studie, die das Institut für Demoskopie Allensbach im Auftrag der Robert Bosch Stiftung durchgeführt hat.

42 Prozent der Befragten gaben demnach an, sie fänden es spannend, Asylbewerber näher kennenzulernen. Tatsächlich haben jedoch nur fünf Prozent einen engen privaten Kontakt zu Flüchtlingen, während knapp die Hälfte (45 Prozent) im Alltag überhaupt keine Berührungspunkte hat. 

Die Geschäftsführerin der Stiftung, Ingrid Hamm, sagte, es sei zwar ein gutes Signal, wenn immer mehr Deutsche Asylsuchende persönlich unterstützen wollten. "Wenn aber 40 Prozent der Gesellschaft auf Distanz bleiben, ist noch viel zu tun." 

Mehrheit der Deutschen fordert strenge Asylregeln

Fast neun von zehn Umfrage-Teilnehmern (87 Prozent) halten Bürgerkriege im Heimatland für einen legitimen Grund, Asyl in Deutschland zu suchen. Hingegen finden fast 60 Prozent der Bevölkerung eine Aufnahme von Asylsuchenden nicht gerechtfertigt, wenn jemand in Deutschland arbeiten möchte, um seine Familie im Heimatland finanziell zu unterstützen. 

"In diesem Sinne dürfte auch das mehrheitliche Votum für strenge Asylregeln zu interpretieren sein", schreiben die Studien-Autoren. Dafür sprachen sich 59 Prozent aus. "Die Bevölkerung möchte offenbar unterschieden wissen zwischen Asylbewerbern, die aufgrund persönlicher Verfolgung oder akuter existenzieller Bedrohung bei uns – legitimerweise – um Asyl nachsuchen, und solchen, die 'nur' aus wirtschaftlichen Gründen kommen oder gar das vermeintlich laxe deutsche Asylrecht ausnutzen."

Aufnahmebereitschaft seit den 1990er Jahren gestiegen

Gut ein Drittel (34 Prozent) aller Befragten geht davon aus, dass Asylbewerber als Arbeitskräfte für Deutschland ein Gewinn sein könnten. Von denjenigen, die regelmäßig Kontakt haben, sind mehr als 50 Prozent dieser Meinung.

Insgesamt sei die Offenheit und Aufnahmebereitschaft der Bevölkerung im Vergleich zu den 1990er Jahren gestiegen, schreibt die Stiftung. Damals hatten wegen des Kriegs im ehemaligen Jugoslawien besonders viele Menschen Asyl beantragt.

64 Prozent der Deutschen haben überdies das Gefühl, dass derzeit besonders viele Menschen Asyl in Deutschland suchen. Tatsächlich wurden 2013 rund 130.000 Asylbegehren bei deutschen Behörden gestellt, für 2014 werden rund 200.000 erwartet. 1992 hatte die Zahl der Flüchtlinge und Asylsuchenden in der Bundesrepublik wegen des Kriegs in Ex-Jugoslawien allerdings schon den Spitzenwert von 440.000 Menschen erreicht.