Read the English version of this article here Das iPhone ist das erfolgreichste Smartphone aller Zeiten. Zwischen 2010 und 2014 hat der Technologiekonzern Apple mehr als eine halbe Milliarde Exemplare auf der ganzen Welt verkauft. 556.804.000 weltweit verkaufte iPhones 473 € hat Apple im Schnitt pro iPhone eingenommen. 293 € Gewinn hat Apple im Schnitt pro Gerät gemacht. Noch 2010 trug der Verkauf des iPhones rund 39 Prozent zum Jahresumsatz von Apple bei. Im Geschäftsjahr 2014 waren es schon rund 56 Prozent. Anteil des iPhones am Jahresumsatz von Apple. Das iPhone macht mittlerweile den größten Teil des Umsatzes aus. 261 Milliarden Euro hat Apple mit dem iPhone zwischen 2010 und 2014 weltweit eingenommen. Das entspricht etwa dem Bruttoinlandsprodukt von Dänemark im Jahr 2014. Nach Schätzungen der Schweizer Bank Credit Suisse hat Apple mit jedem iPhone im Durchschnitt eine Marge zwischen 60 und 65 Prozent erzielt. Das ergibt 162 Milliarden Euro Gewinn in fünf Jahren weltweit. Europa ist einer der wichtigsten Märkte für Apple. Doch wie viele iPhones Apple hier genau verkauft, veröffentlicht das Unternehmen nicht. Es gibt aber Schätzungen von Analysten, die ZEIT ONLINE vorliegen. Sie machen es möglich, Apples Gewinne auf dem europäischen Markt zu berechnen. 117 Millionen iPhones verkaufte Apple in Europa in fünf Jahren. 34 Milliarden Euro Gewinn strich der Konzern nach unseren Schätzungen dafür ein. Auch das kann man schätzen: In jedem der betreffenden europäischen Länder gilt ein anderer Körperschaftssteuersatz. Wenn man den Durchschnitt dieser Sätze bildet und mit den jeweiligen nationalen Marktanteilen im Smartphone-Markt abgleicht, kommt man auf einen Steuersatz von rund 27 Prozent. Nach dieser Rechnung hätte Apple allein für das iPhone in fünf Jahren europaweit rund 9 Milliarden Euro Steuern zahlen müssen. Zum Vergleich So viel Ertragssteuern haben andere Konzerne weltweit im gleichen Zeitraum gezahlt (laut Kapitalflussrechnung 2010 bis 2014): Siemens 8,9 Milliarden SAP 5,5 Milliarden Telekom 3,6 Milliarden Apple verrät das nicht. Kein Wunder: Der Konzern ist ein Weltmeister im Steuersparen. In den vergangenen fünf Jahren hat Apple nach eigenen Angaben im Durchschnitt lediglich rund 2,8 Prozent Steuern auf seine Auslandsgewinne gezahlt. In Europa verschiebt der Konzern diese seit Jahren in das Steuerparadies Irland. Legt man die Quote von rund 2,8 Prozent zugrunde, hat Apple für das iPhone statt 9 Milliarden vermutlich etwa 1 Milliarde Euro in fünf Jahren bezahlt. Europa sind also in fünf Jahren acht Milliarden Euro an Steuereinnahmen verloren gegangen. Einige Beispiele: © Giorgio Perottino/Reuters 70 Jahre lang Mare Nostrum finanzieren, die Rettungsaktion für Bootsflüchtlinge im Mittelmeer. Diese kostet rund 111 bis 114 Millionen Euro pro Jahr. © Jean-Marc Loos/Reuters Die EU-Mittel zum Kampf gegen die Jugendarbeitslosigkeit auf 14 Milliarden erhöhen – und damit mehr als verdoppeln. Im Moment wendet die EU dafür im Rahmen des Programmes "Beschäftigungsinitiative für junge Menschen" 6,4 Milliarden Euro auf. © Michael Kooren/Reuters 20,5 Millionen Schülern in Europa ein iPad Air kaufen. Auch wenn Apple regelmäßig Geschäftszahlen veröffentlicht, gibt der Konzern nicht alles preis. Er verrät zum Beispiel, wie viele iPhones er weltweit verkauft. Wie viele Geräte davon genau nach Europa gehen, ist schwer zu sagen, denn im Jahresbericht fasst Apple die Region "Europa" so weit, dass auch Indien, der Mittlere Osten und Afrika dazugehören. Deshalb haben wir mit Zahlen der Analysten des amerikanischen Marktforschungs- und Beratungsunternehmen IDC gerechnet. Diese geben an, wie viele iPhones im betreffenden Zeitraum in die einzelnen europäischen Länder von den Verkäufern über verschiedene Vertriebswege an die Endkunden gingen. Es handelt sich allerdings nicht um echte Verkaufszahlen, sondern um eine Schätzung. In den Daten von IDC für Europa sind 21 Länder enthalten, nämlich Österreich, Belgien, Tschechien, Dänemark, Finnland, Frankreich, Deutschland, Griechenland, Zypern, Ungarn, Irland, Italien, Malta, Niederlande, Norwegen, Polen, Portugal, Spanien, Schweden, Schweiz, Großbritannien. Wir haben sodann auf Basis von Daten der Schweizer Bank Credit Suisse einen durchschnittlichen Verkaufspreis für das iPhone pro Geschäftsjahr berechnet. Dadurch erhielten wir die jeweiligen Umsätze pro Jahr. Die Gewinne haben wir ebenfalls aufgrund von Margenschätzungen der Credit Suisse kalkuliert. Die Margen sind sogenannte Bruttomargen und berücksichtigen etwa nicht Kosten für Marketing und Werbung. Wie kommen wir nun auf die Steuern, die Apple in Europa hätte zahlen müssen – wenn es denn gerecht zuginge? Wir haben alle Körperschaftssteuersätze der betreffenden 21 europäischen Länder herangezogen und diese mit den jeweiligen Marktanteilen im Smartphone-Markt gewichtet. Für Deutschland haben wir mit einem Steuersatz von 30 Prozent gerechnet. So kommen wir auf rund neun Milliarden Euro für Europa und mehr als eine Milliarde für Deutschland. Apple wollte die Rechnung zunächst nicht kommentieren. Unserer Rechnung liegt eine einfache Frage zugrunde: Was wäre, wenn die Gewinne von Apple jeweils in dem Land besteuert würden, in dem sie anfallen? Eine solche Besteuerung will etwa die EU-Kommission erreichen. Sie fordert die Einführung einer koordinierten Körperschaftssteuer . Die Gewinne, die Apple in den einzelnen Mitgliedsländern macht, würden dann zusammengerechnet und nach einem gemeinsamen Maßstab besteuert. Anschließend würden sie anteilig wieder in die Mitgliedsländer zurückfließen. Quellen: Credit Suisse, IDC EMEA Mobile Phone Tracker, GfK, Apple Geschäftsberichte, eigene Berechnungen und Recherchen