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Immobilienpreise Deutsche Städte werden selbst Investoren zu teuer

Bei ausländischen Käufern galten deutsche Immobilien lange als Schnäppchen. Doch nach jahrelangem Preisanstieg dreht sich einer neuen Studie zufolge auch hier die Stimmung.
Skyline von Frankfurt

Skyline von Frankfurt

Foto: Thomas Lohnes/ Getty Images

Die seit Jahren steigenden Immobilienpreise in deutschen Städten schrecken inzwischen auch manchen Großanleger ab. Das geht aus einer Analyse der Beratungsgesellschaft PricewaterhouseCoopers (PwC) hervor. Hiesige Städte gälten zwar dank der politischen und wirtschaftlichen Stabilität Deutschlands als sichere Investition, heißt es darin. "Dennoch werden Berlin, Frankfurt, Hamburg und München von vielen Investoren als überteuert angesehen," sagt PwC-Partnerin Susanne Eikermann-Riepe.

In den vergangenen zwölf Monaten wurden der Untersuchung zufolge 65 Milliarden Euro in Wohnungen und Häuser in Deutschland investiert - drei Milliarden Euro weniger als im Vorjahreszeitraum. In der Gunst vorn liegt nun europaweit Großbritannien. Dort wurden vom Schlussquartal 2017 bis zum Ende des dritten Quartals dieses Jahres 68 Milliarden Euro in Immobilien gesteckt. Deutschland habe zu wenige Zielobjekte, und diese seien zu teuer, so Eikermann-Riepe. "Aus diesem Grund konnte Großbritannien trotz des bevorstehenden Brexits vorbeiziehen."

In Deutschland lockt der geplante EU-Austritt der Briten 2019 Immobilienanleger nach Frankfurt. In der Finanzstadt, die Londoner Banker anziehen will, wurden 8 Milliarden Euro in Immobilien investiert - 12,5 Prozent mehr als im Vorjahreszeitraum. Damit holte Frankfurt Berlin beim Volumen ein.

Trotz des Skepsis über die Preise bleiben deutsche Städte bei Immobilieninvestoren beliebt. Gefragt nach den besten Aussichten in Europa, sehen sie gleich vier deutsche Städte in den Top Ten: Berlin (Platz 2), Frankfurt (5), Hamburg (7) und München (10).

Preise "nahe am Gipfel"

Die mehr als 800 Immobilien-Profis, die befragt wurden, finden die Häuserpreise in deutschen Großstädten - wie auch in anderen europäischen Metropolen - sehr sportlich. "Nahe am Gipfel", "weit fortgeschritten" oder "überteuert", lautet häufig ihr Urteil.

In den vergangenen Jahren hatten Investoren aus den USA, Großbritannien und China in großem Stil Wohnungen und Häuser in deutschen Städten gekauft. Bei Deals jenseits von zehn Millionen Euro stammte 2017 mehr als jeder zweite Euro von ausländischen Kapitalgebern, so der Verband deutscher Pfandbriefbanken. Die Einschätzung der Großanleger hat daher Gewicht.

Das Ergebnis der Studie ist ein weiteres Anzeichen dafür, dass der seit einem Jahrzehnt laufende Immobilienzyklus in Deutschland inzwischen in einer Spätphase angekommen ist. Die Bundesbank warnte mehrfach vor Preisübertreibungen in Ballungsräumen. Sie sieht Überbewertungen von bis zu 30 Prozent, wenn auch noch keine bundesweite Blase.

Auch bei den erwarteten Mietsteigerungen geben die Studienautoren keine Entwarnung. Hier wird ebenfalls mit Aufschlägen in Frankfurt und Hamburg gerechnet - und allen voran in Berlin. Die Hauptstadt wird europaweit als am lukrativsten bewertet. "Die Liebesbeziehung der Immobilienbranche mit Berlin dürfte 2019 weitergehen", heißt es. "Jeder will dort sein, und die Mieten gehen durch die Decke."

dab/dpa