Nordkorea :
Überläufer berichtet von Attentaten auf Kim Jong-il

Von Petra Kolonko, Peking
Lesezeit: 2 Min.
Kim Jong-il, der Vater des derzeitigen Machthabers Kim Jong-un
Nur sehr wenige Geheimdienstler sind bislang aus Nordkorea geflohen. Ein Überläufer hat nun berichtet, dass es mindestens zwei Putschversuche gegen das Regime und zwei Attentatsversuche auf den Vater von Diktator Kim Jong-un, Kim Jong-il, gegeben hat.

Die Nordkoreaner sind von der Außenwelt abgeschottet und werden vom Regime der Kims mit Terror-Methoden eingeschüchtert. Trotzdem scheint sich immer wieder Widerstand gegen das Regime des Kim-Clans zu regen. Ein nordkoreanischer Überläufer, der früher im Geheimdienst des Regimes tätig war, hat jetzt zu Protokoll gegeben, dass es mindestens zwei Putschversuche gegen das Regime und zwei Attentatsversuche auf Kim Jong-il, den Vater des derzeitigen Machthabers Kim Jong-un, gegeben hat.

Eine Gruppe nordkoreanischer Offiziere, die in Russland ausgebildet wurden, habe versucht, eine russische Intervention in Nordkorea zu erzwingen, indem sie ein Bombenattentat auf ein russisches Konsulat plante. Eine andere Gruppe innerhalb der Streitkräfte habe einen Raketenangriff auf Ziele in der Hauptstadt Pjöngjang geplant. Beide Putsch-Pläne seien entdeckt worden, bevor sie verwirklicht werden konnten, berichtete der Überläufer dem britischen „Daily Telegraph“.

Auch Attentatsversuche einzelner Täter habe es gegeben, sagte der Überläufer aus, der nach eigenen Angaben im Jahr 2005 nach Südkorea floh. Einmal habe ein einzelner Attentäter versucht, den Diktator Kim Jong-il zu erschießen. Bei einem anderen Versuch sei ein Attentäter mit einem Lastwagen in die Wagenkolonne Kim Jong-ils gerast. Der Lastwagen traf sein Ziel aber nicht, weil Kim Jong-il in einem anderen, gleich aussehenden Konvoi fuhr.

In ständiger Angst vor Attentaten

Die Aussagen des Überläufers, so der „Daily Telegraph“, werden durch Beobachtungen südkoreanischer Dienste bestätigt, denen zufolge im Jahr 1994 eine Gruppe nordkoreanischer Offiziere, die in Russland ausgebildet worden waren, verhaftet wurde. Im Jahr 1997 wurden die Mitglieder einer Armeeeinheit verhaftet und die Einheit aufgelöst.

Dass die Kim-Dynastie, wie der Überläufer berichtet, in ständiger Angst vor Attentaten lebt, ist in Südkorea bekannt. Man weiß von verschiedenen Wohnsitzen und Bunkern der Führungsschicht und von besonderen Sicherheitsvorkehrungen. Kim Jong-il stieg aus Angst vor Attentaten bei seinen Auslandsreisen nie in ein Flugzeug.

Auch sein Sohn, der jetzige Machthaber Kim Jong-un, fürchtet Attentate und Komplotte. Vor wenigen Monaten ließ er seinen Onkel und Mentor und dessen ganze Familie hinrichten. Kim Jong-un warf ihm vor, einen Putsch geplant zu haben.