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Die Verschandelung von Paris

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Von Rainer HaubrichStv. Ressortleiter Meinung
Veröffentlicht am 21.05.2021Lesedauer: 5 Minuten
Wer ist hier invalide? Im Hintergrund der Invalidendom
Wer ist hier invalide? Straßensperren in der Nähe des InvalidendomsQuelle: Steven Wassenaar

Martialische Einfriedungen, Sperrholzbänke, Pop-up-Corona-Radwege: In Paris ist eine hitzige Debatte entbrannt über Straßenmöbel und andere ästhetische Zumutungen im öffentlichen Raum. Eine entscheidende Rolle spielt die sozialistische Bürgermeisterin.

Das Unbehagen an der Verhässlichung der historischen Innenstadt von Paris ist nicht neu. Schon beim Kommunalwahlkampf im vergangenen Jahr war das eines der Themen, mit denen die Bürgermeisterin des 7. Arrondissements, die Republikanerin Rachida Dati, einst Justizministerin im Kabinett Sarkozy, das Rennen um die Macht im Rathaus von Paris gewinnen wollte. Das kam gut an bei allen, die genug von dem Versprechen haben, Paris solle eine „grüne Stadt“ werden, und die keine neuen Radwege wollen, sondern weniger Staus. Ob sie Fahrrad fahre, wurde Dati in der Fernsehdebatte der Kandidaten gefragt: „Im Urlaub ja“, sagte sie, „aber sicherlich nicht auf der Rue de Rivoli.“ Dort gibt es inzwischen vier Spuren nur für Radfahrer – und eine für Busse, Taxis und Lieferanten.

Als einer der ersten Prominenten hatte sich der angesagte Comedian Gaspard Proust in einem Interview mit „Le Point“ über Pariser mokiert, die glaubten, etwas für die Nachhaltigkeit der Stadt zu tun, indem sie „ökologisch-partizipative Workshops abhalten und drei Karotten gießen, die unter einem Baum im Kübel auf dem Bürgersteig wachsen“.


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