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Kiews Appell an russisches Volk »Adoptiert keine ukrainischen Waisenkinder, die illegal verschleppt wurden«

Fast 20.000 ukrainische Kinder wurden laut Kiew im russischen Angriffskrieg bisher deportiert. Nun richtet Vizepremier Wereschtschuk eine Botschaft an die Russinnen und Russen.
Zerstörter Spielplatz in der Region Donezk

Zerstörter Spielplatz in der Region Donezk

Foto: Marko Djurica / REUTERS

Zuletzt hatte auch die EU das Thema in den Fokus gerückt, nun äußert sich die Regierung in Kiew erneut zu einem besonders bitteren Aspekt des russischen Angriffskriegs auf die Ukraine. Die stellvertretende ukrainische Ministerpräsidentin Iryna Wereschtschuk appelliert an die russischen Bürger, keine Kinder aus der Ukraine zu adoptieren.

»Ich empfehle russischen Bürgern dringend, keine ukrainischen Waisenkinder zu adoptieren, die illegal aus den vorübergehend besetzten Gebieten der Ukraine verschleppt wurden«, sagte Wereschtschuk.

»Ich erinnere noch einmal alle russischen sogenannten ›Adoptiveltern‹ und ›Vormünder‹: Früher oder später werden Sie sich verantworten müssen«, so die Politikerin weiter.

Nach Angaben des ukrainischen Ministeriums für die besetzten Gebiete gelten derzeit 19.514 ukrainische Kinder als illegal deportiert. Russland stellt die Übersiedlung Tausender ukrainischer Kinder nach Russland als humanitäre Kampagne zum Schutz von Waisen und in der Konfliktzone zurückgelassenen Kindern dar.

Die EU will sich für die Rückkehr der entführten ukrainischen Kinder einsetzen. Dazu solle es demnächst eine internationale Konferenz geben, hatte EU-Kommissionspräsidentin Ursula von der Leyen in der vergangenen Woche in Brüssel angekündigt. Ort oder Datum nannte sie nicht.

»Es ist eine schreckliche Erinnerung an die dunkelsten Zeiten unserer Geschichte, was dort geschieht, die Deportation von Kindern«, sagte von der Leyen. »Das ist ein Kriegsverbrechen«, betonte sie. »Es rechtfertigt voll und ganz die vom Internationalen Strafgerichtshof ausgestellten Haftbefehle«, fügte sie hinzu.

Von der Leyen: Der Druck auf Moskau soll steigen

Der Internationale Strafgerichtshof in Den Haag hatte Mitte März Haftbefehl gegen Wladimir Putin erlassen. Er wirft ihm vor, verantwortlich für Kriegsverbrechen in der Ukraine zu sein. Dazu zähle mutmaßlich die rechtswidrige Deportation von Kindern aus den besetzten Gebieten in die Russische Föderation, hieß es.

»Wir wollen internationalen Druck ausüben, um alle möglichen Maßnahmen zu ergreifen, um den Verbleib dieser Kinder zu ermitteln«, sagte von der Leyen. Sie habe gemeinsam mit dem polnischen Ministerpräsidenten Mateusz Morawiecki und der Ukraine dazu eine Initiative gestartet.

Die EU wolle mit internationalen und Uno-Organisationen zusammenarbeiten, um Informationen über die Kinder zu erhalten, die nach Russland deportiert worden sein sollen. »Das gilt auch für Kinder, die dort adoptiert wurden oder in Pflegefamilien kamen«, betonte sie.

jok/Reuters
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