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Toter Kremlgegner Schikane gegen Bestatter – kein Leichenwagen für Nawalny zu mieten

Am Freitag soll Alexej Nawalny in Moskau beigesetzt werden. Doch der Transport seines Leichnams wird zum logistischen Problem. Offenbar werden Bestatter von Unbekannten unter Druck gesetzt.
Kirche in Moskau (am 29. Februar): Trauerfeier für Nawalny geplant

Kirche in Moskau (am 29. Februar): Trauerfeier für Nawalny geplant

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Uncredited / dpa

Für die Beerdigung des russischen Kremlkritikers Alexej Nawalny steht laut seinem Umfeld kein Leichenwagen zur Verfügung. Unbekannte hätten Bestattungsfirmen bedroht, damit sie keinen Wagen vermieteten, erklärte Nawalny-Sprecherin Kira Jarmysch am Donnerstag über die Plattform »X«. Für die Beerdigung am Freitag in Moskau war daher bis zuletzt kein Wagen vorhanden. Aus Nawalnys Team hieß es aber, dass man eine Lösung finden werde.

Der Trauergottesdienst soll in der Kirche zu Ehren der Gottesmutterikone »Lindere meine Trauer« um 14.00 Uhr Ortszeit (12.00 Uhr MEZ) beginnen, bevor die Beisetzung auf dem rund eine halbe Stunde zu Fuß entfernten Borissowskoje-Friedhof geplant ist.

Der 47-jährige Alexej Nawalny war am 16. Februar plötzlich in seiner Strafkolonie »Polarwolf« in Sibirien gestorben. Forderungen auch aus dem Westen nach einer unabhängigen Untersuchung des Todes lehnte Russland als Einmischung in innere Angelegenheiten ab. Laut russischen Behörden soll er eines natürlichen Todes gestorben sei. Seine Mutter und sein Umfeld werfen dem Kreml Mord vor, was dieser zurückweist.

Die Mutter hatte lange darum gekämpft, dass ihr die Leiche des Sohnes für eine Beerdigung übergeben werde. Den Nawalny-Anhängern zufolge wollte das Regime eigentlich eine heimliche Beisetzung.

Witwe befürchtet Festnahme von Trauergästen

Auch die Anmietung von Räumlichkeiten für die Trauerfeier war laut Nawalnys Team schwierig. Wie der US-Sender CNN meldet, hätten zahlreiche Anbieter abgesagt, sobald der Name des Verstorbenen gefallen sei.

Seine Witwe Julia Nawalnaja, die im Exil seine Oppositionsarbeit fortsetzen will, befürchtet nach eigenen Angaben Festnahmen von Trauergästen durch die Polizei. In Russland nimmt die Trauergemeinde gewöhnlich am offenen Sarg Abschied von dem Verstorbenen. Anhänger Nawalnys riefen die Menschen, die nicht persönlich bei der Beerdigung dabei sein können, dazu auf, sich am Freitagabend an bestimmten Punkten in ihren Heimatstädten zu versammeln.

DER SPIEGEL

Bei Gedenkversammlungen und der Niederlegung von Blumen nach Nawalnys Tod am 16. Februar waren in mehreren russischen Städten Hunderte Menschen festgenommen worden. Präsident Wladimir Putin will sich bei einer Wahl Mitte März im Amt bestätigen lassen.

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jok/Reuters