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Wachsender Einfluss in der Sahelzone Russland schickt Waffen und Militärausbilder nach Niger

Niger galt bis zum Putsch der Militärjunta als letzter demokratischer Partner des Westens in der Sahelzone. Nun wenden sich die Machthaber Russland zu – und werden mit Waffen und Personal belohnt.
Nigrische Polizisten in Niamey im September 2023

Nigrische Polizisten in Niamey im September 2023

Foto: Issifou Djibo / EPA
Globale Gesellschaft

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Russland hat dem westafrikanischen Niger ein Flugabwehrsystem und 100 Militärausbilder geschickt. Das Militärpersonal des russischen Verteidigungsministeriums solle das System installieren und die nigrischen Soldaten im Umgang damit schulen, berichtete am Donnerstagabend der staatliche nigrische Sender RTN. Vorangegangen sei schon Ende März ein Telefonat des Juntachefs Abdourahamane Tiani mit Russlands Präsident Wladimir Putin.

Niger war bis zum Militärputsch im vergangenen Juli der letzte demokratische Verbündete europäischer Staaten und der USA in der strategisch wichtigen Sahelzone in Westafrika und einer der wichtigsten Partner bei der Bekämpfung militanter Islamisten. Im März beendete die Junta ihre militärische Kooperation mit den USA im Antiterrorkampf. Die Bundeswehr betreibt einen Lufttransportstützpunkt in Niamey, dessen Zukunft noch ungeklärt ist.

Das Staatsfernsehen zeigte Bilder einer Iljuschin-76-Maschine, die am Mittwoch auf dem Flughafen in Niamey gelandet sei. »Wir sind hier, um die Armee des Niger mithilfe der hier eingetroffenen militärischen Ausrüstung auszubilden«, sagte ein vermummter hellhäutiger Mann in Militäruniform auf Französisch mit Akzent in die Kamera. Der Mann soll laut RTN einer der Ausbilder sein.

Niger habe seit der Machtergreifung des Militärs am 26. Juli einen neuen Weg eingeschlagen, der zu einer Diversifizierung seiner Partner führe, um seine Souveränität gegenüber der Welt zu behaupten, hieß es in dem Beitrag weiter. Putin und Tiani hätten über eine »umfassende strategische Zusammenarbeit zwischen Niger und Russland zur Bewältigung der aktuellen Bedrohungen« gesprochen.

Auch die Nachbarländer Mali und Burkina Faso haben sich von den westlichen Partnern abgewandt. Alle drei Länder werden seit Putschen vom Militär regiert. In Mali kämpfen russische Militärs, die seit 2021 als Söldner der Wagner-Gruppe ins Land kamen und ebenfalls offiziell als Ausbilder bezeichnet werden, an der Seite der Armee gegen Aufständische. Die früheren Söldner unterstehen nun dem »Afrikakorps« des russischen Verteidigungsministeriums. In Burkina Faso landeten im Januar die ersten 100 russischen Militärs, 200 weitere sollten folgen. Die drei Staaten haben sich in der Allianz der Sahelstaaten zusammengeschlossen und verfolgen eine immer engere gemeinsame Außen- und Sicherheitspolitik.

Dieser Beitrag gehört zum Projekt Globale Gesellschaft

Unter dem Titel »Globale Gesellschaft« berichten Reporterinnen und Reporter aus Asien, Afrika, Lateinamerika und Europa – über Ungerechtigkeiten in einer globalisierten Welt, gesellschaftspolitische Herausforderungen und nachhaltige Entwicklung. Die Reportagen, Analysen, Fotostrecken, Videos und Podcasts erscheinen in einer eigenen Sektion im Auslandsressort des SPIEGEL. Das Projekt ist langfristig angelegt und wird von der Bill & Melinda Gates Foundation (BMGF) unterstützt.

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vet/dpa