Zerrissene Koranseiten gezeigt Pakistan verhängt Todesstrafe gegen Christen wegen Blasphemie

Ort eines Lynchmobs gegen einen Christen in Madyan: Vorfälle wie diese sind in Pakistan keine Seltenheit
Foto: Naveed Ali / dpaIn Pakistan hat ein Gericht einen christlichen Mann wegen des Vorwurfs der Blasphemie zum Tode verurteilt. Der Mann soll in sozialen Medien Fotos von zerrissenen Seiten des Koran hochgeladen haben, wie ein Polizeisprecher der Nachrichtenagentur dpa am Montag mitteilte. Das Urteil wurde von einem Antiterrorgericht in der Stadt Sahiwal in der Provinz Punjab gefällt.
Die Tat soll im Zusammenhang mit einem Angriff auf ein christliches Viertel in der pakistanischen Stadt Jaranwala stehen, der landesweit für Empörung sorgte.
Vergangenen August kam es in Jaranwala zu schweren Ausschreitungen, nachdem zwei Männern vorgeworfen wurde, Seiten aus dem Koran gerissen, auf den Boden geworfen und mit beleidigenden Sprüchen versehen zu haben. Fotos genau dieser Seiten soll der nun Verurteilte anschließend ins Netz gestellt haben.
Traurige Regelmäßigkeit
Erst vor zwei Wochen war ein Mann von einer Menschenmenge erschlagen und verbrannt worden. Der Mob habe den Mann aus einer Polizeistation geholt, wo dieser zu seinem Schutz untergebracht worden war. Anwohner in der Gegend von Madyan im Swat-Tal hatten den Mann demnach zuvor festgehalten und behauptet, er habe den Koran verbrannt. Der Mob hatte laut Agenturen die Polizisten überwältigt, den Mann hinausgezerrt und ihn mit Stöcken zu Tode geprügelt. Später übergossen sie seinen Körper mit Öl und zündeten ihn an.
Vorfälle wie diese sind in Pakistan keine Seltenheit. Ende Mai wurde ein Christ, der Seiten aus dem Koran verbrannt haben soll, in der ostpakistanischen Region Punjab von einem Mob gelyncht. Ebenfalls im Punjab hatte eine Menschenmenge im Februar 2023 einen Muslim totgeschlagen, der beschuldigt wurde, den Koran geschändet zu haben.
Der Vorwurf der »Gotteslästerung« ist im mehrheitlich muslimischen Pakistan ein äußerst heikles Thema. Blasphemische Vergehen können mit der Todesstrafe geahndet werden. Nach Angaben von Menschenrechtsaktivisten wird der Vorwurf auch häufig als Vorwand benutzt, um persönliche Fehden auszutragen.