Chodorkowski über das Straflager :
Das Recht ist eine verbotene Zone

Lesezeit: 4 Min.
Unbestechlicher Blick auf die russische Parallelgesellschaft der Lager: Michail Chodorkowski bei der Vorstellung seines Buchs in Berlin
Im Lager kann hier jeder enden: Michail Chodorkowskis Porträts seiner Mitgefangenen sind ein Appell gegen Gleichgültigkeit und bestürzendes Zeugnis einer korrupten Justiz und Polizei in Russland.

In diesem schmalen Büchlein über die Straflager und Gefängnisse von heute ist halb Russland versammelt, mindestens, jedenfalls könnte man es so sehen. Denn schon in seinem (extrem kurzen) Vorwort deutet Michail Chodorkowski an, warum: weil es jeden erwischen kann, die oben wie die unten. Weil Willkür herrscht und Erbarmungslosigkeit und sich keiner sicher sein darf, nicht doch unschuldig ins Gefängnis geworfen zu werden, all sein Hab und Gut zu verlieren und schlimmstenfalls das Leben. Darum sei „ anständiges Verhalten keine besonders überzeugende Verteidigung“ vor Gericht, schreibt Chodorkowski für russische Leser, die vielleicht doch glauben, ihnen könnte das nie zustoßen, da sie weder klauen noch erpressen.

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